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Die Gefahren von Ayahuasca

Viele Menschen suchen die Erfahrung mit Ayahuasca, um persönliche oder spirituelle Blockaden zu überwinden, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten oder einfach ihr Bewusstsein zu erweitern. Doch auch wenn Ayahuasca bei indigenen Völkern als ein Heilmittel angesehen wird, gibt es zahlreiche Risiken, die potenziell gefährlich sein können. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf die potenziellen Gefahren und warum Ayahuasca keine konventionelle Psychotherapie ersetzen kann.

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Was ist Ayahuasca?

Ayahuasca ist ein psychoaktives Gebräu, das aus den Pflanzen Banisteriopsis caapi, eine Liane, die MAO-Hemmer enthält und den Blättern der Psychotria viridis (oder andere Pflanzen wie Diplopterys cabrerana), die DMT (Dimethyltryptamin) enthalten.gewonnen wird und hat in den letzten Jahren weltweit an Popularität gewonnen. Es wird traditionell von indigenen Völkern im Amazonasgebiet verwendet, insbesondere bei spirituellen und heilenden Zeremonien. Mittlerweile “konsumieren” auch in Deutschland viele Menschen Ayahuasca. Obwohl die Einnahme für viele eine tief transformierende Erfahrung ist, gibt es auch ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Gefahren, insbesondere wenn Menschen aus westlichen Kulturen sich auf den Gebrauch einlassen, ohne die nötige kulturelle, spirituelle und physische Vorbereitung.

Menschen aus industrialisierten Gesellschaften und Ayahuasca 

Ein zentraler Punkt ist, dass unser Körper und Geist nicht an die Wirkung von Ayahuasca gewöhnt sind. Die Mischung aus DMT (Dimethyltryptamin), einem starken Halluzinogen, und MAO-Hemmern, die in dieser Wurzel enthalten sind, kann zu intensiven und oft überwältigenden Erfahrungen führen. Für Menschen, die keine Erfahrung mit psychedelischen Substanzen haben oder unter bestimmten gesundheitlichen Problemen leiden, können die Effekte unangenehm oder sogar gefährlich sein. 

gefahren Ayahuasca.Zudem wird in westlichen Kontexten oft vergessen, dass Ayahuasca keine Droge im herkömmlichen Sinne  ist, sondern tief in der kulturellen und spirituellen Praxis der indigenen Völker verwurzelt ist. Der zeremonielle Rahmen, in dem Ayahuasca konsumiert wird, sowie die Begleitung durch erfahrene Schamanen sind essenziell für die Sicherheit und den positiven Ausgang der Erfahrung. Ohne diese Elemente können Menschen leicht in unvorbereitete, potenziell traumatische Erfahrungen geraten.

Generell sind Menschen aus modernen, industrialisierten Gesellschaften – nicht nur kulturell, sondern auch körperlich und geistig – anders aufgewachsen als die indigenen Völker, die Ayahuasca traditionell verwenden. Unsere Erfahrungen und Lebensweisen sind in vielerlei Hinsicht von der Natur und ihren Heilmethoden entkoppelt, was uns einen ganz anderen Zugang zur Welt und zu unseren eigenen Körpern gibt.

Unterschiedliche Prägungen

Indigene Gemeinschaften im Amazonasgebiet sind seit Jahrhunderten in einer Umgebung aufgewachsen, die von natürlichen, pflanzlichen Substanzen durchzogen ist. Ihr Körper und Geist sind daher darauf ausgerichtet, mit den komplexen chemischen Verbindungen von Pflanzen wie Ayahuasca zu interagieren, weil sie im Laufe der Zeit eine Form der Anpassung oder Resilienz entwickelt haben. Diese enge Verbindung zur Natur und ihre spirituellen Praktiken bilden eine Art Schutzmechanismus, der uns in der westlichen Welt oft fehlt.

In Westeuropa hingegen sind wir an synthetische, chemische Substanzen gewöhnt, und die meisten von uns sind kaum mit natürlichen Heilmitteln oder psychotropen Pflanzen in Berührung gekommen. Unser Körper hat keine natürliche Gewöhnung an die tiefgreifenden und intensiven Erfahrungen, die Ayahuasca auslöst. Hinzu kommt, dass wir häufig einem Leben in Stress, Überlastung und Entfremdung von der Natur ausgesetzt sind, was unsere Fähigkeit, solche tiefen, transformierenden Erfahrungen zu verarbeiten, beeinträchtigen kann. 

Ein weiterer Punkt ist, dass das Verständnis und der Umgang mit psychedelischen Erfahrungen in indigenen Kulturen stark ritualisiert und von erfahrenen Schamanen begleitet wird, die den Menschen helfen, die spirituellen und psychischen Herausforderungen zu navigieren. Diese erfahrenen Führer wissen, wie man das Risiko minimiert und eine sichere Umgebung für die Reise schafft – etwas, das in westlichen Kontexten oft nicht der Fall ist.

Insofern ist es nicht nur die körperliche „Anpassung“ an die Substanz, die bei uns fehlt, sondern auch das fehlende kulturelle und spirituelle Verständnis und die Begleitung, die uns in vielen Fällen anfälliger für negative oder sogar gefährliche Erfahrungen macht. Es erfordert also weit mehr als nur den reinen Konsum von Ayahuasca, um eine sichere und heilende Erfahrung zu gewährleisten – es braucht das richtige Umfeld, die richtige Vorbereitung und das richtige Wissen.

Ist Ayahuasca in Deutschland verboten?

In Deutschland ist der Umgang mit Ayahuasca aufgrund des enthaltenen psychoaktiven Wirkstoffs Dimethyltryptamin (DMT) rechtlich problematisch. 

Das OLG Frankfurt entschied im Jahr 2014, dass auch der Konsum von Ayahuasca, da es DMT enthält, als illegal gilt, da DMT im deutschen Betäubungsmittelgesetz als nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel eingestuft ist.

In diesem Urteil wurde festgestellt, dass Ayahuasca keine Ausnahme darstellt, auch wenn es als pflanzliches Gebräu und in einer traditionellen Zeremonie konsumiert wird. Der Inhaltsstoff DMT bleibt nach dem Gesetz illegal.

Mögliche negative Langzeitwirkungen von Ayahuasca

  • Psychische Nachwirkungen und Flashbacks: Einige Leute haben nach einer Ayahuasca-Zeremonie noch Monate später mit Flashbacks zu kämpfen. Das sind plötzlich auftauchende Erinnerungen oder Emotionen, die du während der Erfahrung hattest. Das kann unangenehm oder sogar beängstigend sein, wenn du nicht richtig damit umgehen kannst. (Quelle: PubMed)
  • Verstärkung bestehender psychischer Probleme: Wenn du schon mal psychische Probleme hattest, zum Beispiel mit Psychosen oder anderen ernsten mentalen Themen, kann Ayahuasca das Ganze verschlimmern. Es gibt Fälle, in denen Menschen nach der Einnahme in eine psychotische Krise geraten sind – vor allem, wenn du eh eine Neigung zu psychischen Erkrankungen hast, wie zum Beispiel Schizophrenie. (Quelle: BAG – Expertenbericht Halluzinogene)
  • Veränderungen in der Wahrnehmung: Manche Leute erleben anhaltende Veränderungen, wie eine extrem hohe Sensibilität gegenüber ihrer Umgebung oder eine völlig neue Sicht auf die Welt. Für einige fühlt sich das bereichernd an, aber für andere kann es einfach nur unangenehm oder überfordernd sein, die Welt plötzlich durch diese „neue Linse“ zu sehen. (Quelle: Uni Ulm Dissertation)
  • Kognitive Effekte: Auch wenn viele Ayahuasca als eine Art „Reinigung“ sehen, berichten einige Leute von Gedächtnisproblemen oder Schwierigkeiten, Informationen zu verarbeiten. In den meisten Fällen sind diese Effekte nur vorübergehend, aber bei wiederholtem Konsum könnten sie in seltenen Fällen anhalten. (Quelle: NIDA)

Mögliche Nebenwirkungen von Ayahuasca

Ayahuasca ist nicht nur „aufgeweckt und erleuchtet“ – es kann auch Nebenwirkungen haben. Während einige Teilnehmer von positiven spirituellen Erfahrungen berichten, gibt es auch die weniger schönen Seiten. Hier ein paar typische Nebenwirkungen:

Häufige Nebenwirkungen:

  • Körperliche Reaktionen: Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen relativ häufig vor und werden oft als Teil des „Reinigungsprozesses“ betrachtet. Kopfschmerzen, Schwitzen und Hitzewallungen sind auch keine Seltenheit.
  • Psychische Reaktionen: Bei manchen Leuten treten während der Erfahrung Ängste oder Panikattacken auf. Es kann auch zu Verwirrung oder Desorientierung kommen, besonders wenn die Dosis höher ist. Und ja, Flashbacks (das Wiedererleben der psychedelischen Erfahrung) können auch nach der Zeremonie auftreten.
  • Veränderte Wahrnehmung: Starke visuelle und auditive Halluzinationen, eine verzerrte Zeitwahrnehmung und intensive Gedankengänge sind ebenfalls häufig.

Weniger häufig, aber ernsthafte Nebenwirkungen:

  • Psychotische Episoden: Vor allem bei Menschen, die eine Vorgeschichte von psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie oder manischen Episoden haben, können sich diese Symptome durch Ayahuasca verschlimmern.
  • Herz-Kreislauf-Probleme: In sehr seltenen Fällen kann Ayahuasca das Herz-Kreislaufsystem beeinflussen, insbesondere bei Menschen, die bereits bestehende Herzprobleme haben. (Quelle: Drugcom – Ayahuasca)

Gefahren von Ayahuasca

1| Bei psychischer Disposition in der Familie

Wenn in deiner Familie psychische Erkrankungen wie Schizophrenie oder Depressionen vorkommen, könnte Ayahuasca gefährlich für dich sein. Es gibt Studien dazu, dass die intensive psychedelische Erfahrung von Ayahuasca genetisch veranlagte oder bestehende psychische Erkrankungen auslösen oder verschärfen kann. Das ist besonders heikel, wenn du vielleicht noch keine Symptome zeigst, aber die genetische Prädisposition da ist.

2| Risiko: Psychose durch Ayahuasca

Ayahuasca enthält Dimethyltryptamin (DMT), eine Substanz, die starke Halluzinationen hervorrufen kann. Bei vielen führt das zu tiefgreifenden, sogar transformierenden Erfahrungen, aber es kann auch richtig schiefgehen – vor allem für Menschen, die schon eine psychische Verletzlichkeit haben. DMT beeinflusst die Neurotransmitter im Gehirn, besonders Serotonin, was zu intensiven Visionen führt. Und bei Leuten mit psychischen Vorbelastungen kann das leicht eine Psychose auslösen. (Quelle: Psychiatry Research)

Wer ist besonders gefährdet?

Nicht jeder, der Ayahuasca konsumiert, wird gleich eine psychotische Episode erleben. Aber es gibt bestimmte Gruppen, die besonders vorsichtig sein sollten:

  • Menschen mit psychischen Vorerkrankungen: Wenn du an Schizophrenie, bipolaren Störungen oder starken Angststörungen leidest, besteht das Risiko, dass Ayahuasca deine Symptome verschärft oder sogar eine Psychose auslöst.
  • Familiengeschichte: Wenn psychische Erkrankungen in deiner Familie vorkommen, solltest du wirklich überlegen, ob du das Risiko eingehen willst. Gene spielen eine große Rolle bei der Entwicklung solcher Erkrankungen, und Ayahuasca könnte latente Probleme aktivieren.
  • Emotionale Instabilität: Wenn du gerade mit einer schweren Lebenskrise kämpfst oder alte Traumata nicht verarbeitet hast, kann Ayahuasca dich emotional richtig destabilisieren. („The Ayahuasca Experience: A Sourcebook on the Sacred Vine of Souls“ von Ralph Metzner)

3| Risiko Trauma und Ayahuasca

Stell dir vor, du nimmst Ayahuasca und fühlst, wie eine Welle der Erinnerung dich überflutet. Du siehst Szenen aus deiner Vergangenheit, die du längst vergessen glaubtest – und plötzlich werden Emotionen wach, die du tief in dir vergraben hattest. Angst, Trauer, Wut, Verzweiflung. Diese Gefühle brechen mit voller Intensität hervor und du bist gezwungen, dich ihnen zu stellen. Dabei müssen diese Traumata nicht einmal bewusst sein – viele traumatische Erfahrungen werden abgespalten und es findet keine Erinnerung statt (Dissoziative Amnesie). Dies kann plötzlich mit der Einnahme von Ayahuasca aufbrechen.

Eine tiefgreifende Konfrontation mit der Vergangenheit

Viele Konsumenten berichten von einer Art „Konfrontation“ mit ihren eigenen inneren Dämonen. In solchen Momenten kann Ayahuasca die Kraft haben, unterdrückte Erinnerungen an missbrauchte Kindheit, Verlust oder traumatische Ereignisse wachzurufen. Diese Erinnerungen werden nicht nur in Form von Bildern lebendig, sondern auch mit den zugehörigen, intensiven Gefühlen, die du lange Zeit vermieden hast.

Traumatische Erfahrungen aufbrechen

In vielen Fällen berichten Menschen von einer therapeutischen Entladung der aufgestauten Emotionen. Das Erlebnis kann zunächst befreiend wirken, weil du beginnst, das Trauma zu verstehen und zu akzeptieren. Es ist, als ob Ayahuasca dir hilft, das emotionale Gewicht von der Seele zu nehmen. Du beginnst, das Trauma zu verstehen, nicht nur als Opfer, sondern als Teil deiner Reise. (Quelle: Neurobiology of Trauma and PTSD: Healing through Psychedelics)

Wenn die Dunkelheit zurückkehrt: Risiken der traumatischen Intensität

Doch diese Reise in die eigenen Tiefen birgt nicht nur heilsame Erkenntnisse. Manche Menschen erleben überwältigende Emotionen, die schwer zu kontrollieren sind. In einigen Fällen kann Ayahuasca alte Wunden nicht nur öffnen, sondern sie auch noch tiefer reißen.

Überwältigende Emotionen und Flashbacks

Die Visionen während einer Ayahuasca-Zeremonie können schrecklich intensiv sein. Manchmal fühlt es sich an, als ob die Zeit stillsteht und du wieder direkt im Moment des Traumas steckst. Flashbacks aus der Vergangenheit können mit voller Wucht zurückkehren, oft als visuelle Halluzinationen oder als schmerzhafte, wiederholte Gedankenspiralen. Dies erzeugt bei vielen ein Gefühl der Entfremdung, als ob man nicht mehr in der Realität lebt.

Risiko der emotionalen Instabilität

Wenn du keine Unterstützung hast oder die Zeremonie schlecht begleitet wird, könnte das, was einmal als Heilungsweg begann, eine langfristige emotionale Instabilität hervorrufen. Die Erinnerung an traumatische Erlebnisse könnte dich wieder in einen Zustand versetzen, in dem du das Gefühl hast, die Kontrolle über deine Realität zu verlieren. Paranoia, Ängste oder ein plötzlicher Rückfall in die schlimmsten Momente deines Lebens sind hierbei nicht ungewöhnlich.

Langfristige Folgen: Kann Ayahuasca das Trauma auch dauerhaft verstärken?

Während viele Menschen nach einer Ayahuasca-Erfahrung ein Gefühl der Erleichterung und Befreiung erleben, kann es bei anderen dazu kommen, dass die psychischen Narben des Traumas nach der Zeremonie stärker sichtbar werden – fast so, als ob der Schmerz noch intensiver wird.

  • Persistierende Halluzinationen und Flashbacks 

Ayahuasca Gefahren

Für einige Menschen kann Ayahuasca eine neue Form der Belastung hervorrufen, die Wochen, Monate oder sogar Jahre anhalten kann. Eine seltene, aber ernsthafte Störung namens HPPD (Hallucinogen Persisting Perception Disorder) lässt manche Menschen visuelle Flashbacks oder verzerrte Wahrnehmungen erleben – sogar Jahre nach der Einnahme der Substanz. Diese ständigen Erinnerungen an die psychedelische Erfahrung können das Trauma weiter verstärken.
(Quelle: The Lancet Psychiatry – HPPD und psychedelische Erfahrungen)

  • Ein „bad trip“ und seine Langzeitfolgen

Ein schwieriger Trip kann zu anhaltenden traumatischen Erlebnissen führen, besonders wenn die Person nicht genügend Unterstützung bei der Integration der Erfahrung hat. In diesen Fällen kann Ayahuasca psychische Krisen auslösen, die schwer zu überwinden sind. Menschen mit einer Vorgeschichte von PTBS oder ernsthaften emotionalen Traumata können von solchen Erfahrungen dauerhaft beeinträchtigt werden.

Ayahuasca und posttraumatische Heilung: Eine ganzheitliche Perspektive

Es gibt eine wachsende Anzahl an klinischen Studien und Erfahrungsberichten, die darauf hinweisen, dass Ayahuasca in einem kontrollierten und begleiteten Umfeld eine hilfreiche Rolle in der Traumaverarbeitung spielen kann. Die Kombination aus tiefen spirituellen Erfahrungen, Visionen und Reflexion über die Vergangenheit kann für einige Menschen einen heilsamen Prozess darstellen.

  • Therapeutische Begleitung

Es wird zunehmend empfohlen, dass Menschen, die mit schwerwiegenden Traumata zu kämpfen haben, Ayahuasca nur unter der Leitung eines erfahrenen Schamanen oder Therapeuten konsumieren, der den Prozess unterstützt. Diese Unterstützung ist besonders wichtig, um den emotionalen Heilungsprozess richtig zu begleiten und zu integrieren.

  • Integration nach der Erfahrung

Eine Schlüsselkomponente bei der Anwendung von Ayahuasca in der Traumaverarbeitung ist die Integration der Erfahrungen. Menschen, die nach einer Ayahuasca-Zeremonie keine Zeit und Unterstützung für die Verarbeitung der Erlebnisse haben, könnten Schwierigkeiten haben, die Erfahrung vollständig in ihren Alltag zu integrieren, was zu emotionalen Problemen führen kann.

4| Weitere Gefahren von Ayahuasca

  • Vergiftungsgefahr: Unsachgemäße Zubereitung der Mischung kann zu Vergiftungen führen. In einigen Fällen sind auch unqualifizierte Anbieter von Ayahuasca-Zeremonien verantwortlich für falsche Dosierungen.
  • Unprofessionelle Führer: Zeremonien, die ohne ausreichend ausgebildete und erfahrene Schamanen oder Führer durchgeführt werden, erhöhen das Risiko von gefährlichen psychischen und körperlichen Reaktionen.
  • Gefährdung durch unseriöse Anbieter: Berichte über sexuellen Missbrauch und andere Ausbeutungen in nicht regulierten Zeremonien werfen ein weiteres Licht auf die potenziellen Gefahren.
  • Persistierende Wahrnehmungsstörungen (HPPD): In seltenen Fällen können Menschen nach der Einnahme von Ayahuasca langanhaltende visuelle Störungen oder Flashbacks erleben.
  • Abhängigkeit von spirituellen Erlebnissen: Manche Menschen entwickeln eine emotionale Abhängigkeit von den spirituellen Erfahrungen, die sie durch Ayahuasca erleben, und suchen wiederholt nach solchen Erlebnissen, anstatt sich mit ihren eigentlichen Problemen auseinanderzusetzen.
  • Kreislaufprobleme: Ayahuasca kann den Blutdruck erhöhen und Kreislaufprobleme verursachen. Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann dies gefährlich werden.
  • Interaktion mit Medikamenten: Besonders gefährlich ist die Wechselwirkung von Ayahuasca mit bestimmten Medikamenten wie Antidepressiva (insbesondere SSRIs), Antipsychotika oder Stimulanzien. Diese Kombination kann schwere gesundheitliche Folgen haben.

Todesfälle im Zusammenhang mit Ayahuasca

Laut einer Studie von ICEERS wurden zwischen 1994 und 2022 insgesamt 58 Todesfälle im Zusammenhang mit Ayahuasca-Konsum in den Medien berichtet, wobei 24 dieser Fälle (40 %) mit touristischen Retreat-Zentren in Amazonasländern in Verbindung standen. Quelle: 

Dennoch gibt es dokumentierte Fälle, in denen Ayahuasca-Konsum mit Todesfällen in Verbindung gebracht wurde. Im Oktober 2021 starb der 46-jährige Jarrad Antonovich während einer Zeremonie in New South Wales, Australien, nach dem Konsum von Ayahuasca und Froschgiften. Untersuchungen ergaben, dass er an einem Riss in der Speiseröhre verstarb. Die Ermittlungen deuteten auf fahrlässige Tötung hin, da keine medizinische Hilfe in Anspruch genommen wurde.

In einem tragischen Vorfall starb eine britische Mutter während eines Ayahuasca-Retreats in Bolivien. Berichten zufolge fühlte sich die Frau während einer Zeremonie unwohl und wurde später tot aufgefunden. Ihr Tod hat Fragen zur Sicherheit und den Risiken solcher spirituellen Erlebnisse aufgeworfen. Die genauen Umstände und Ursachen des Vorfalls sind noch unklar, jedoch wird dieser Vorfall erneut die Diskussion über die potenziellen Gefahren des Ayahuasca-Konsums anheizen.

Diese Vorfälle unterstreichen die Bedeutung einer verantwortungsvollen und sicheren Durchführung von Ayahuasca-Zeremonien. Es ist entscheidend, dass solche Zeremonien unter der Aufsicht erfahrener Fachleute stattfinden und dass Teilnehmer über potenzielle Risiken informiert sind.

Ayahuasca ersetzt keine Psychotherapie

1. Kein systematischer Ansatz

Psychotherapie und andere wissenschaftlich fundierte, therapeutische Ansätze folgen klar definierten, evidenzbasierten Methoden. Sie sind darauf ausgerichtet, schrittweise und nachhaltig psychische Probleme und Schwierigkeiten zu therapieren und sind langfristig ausgerichtet.

Ayahuasca  hingegen liefert kurzfristige, intensive Erlebnisse, aber keine Anleitung, wie diese verarbeitet oder in den Alltag integriert werden können. Ohne eine professionelle Nachbereitung kann der Nutzen begrenzt oder sogar schädlich sein.

2. Unberechenbare Effekte

Die Wirkung von Ayahuasca variiert stark zwischen Menschen. Manche haben transformative Erfahrungen, andere erleben traumatische oder verstörende Visionen.

Während einer Ayahuasca-Sitzung gibt es keine Möglichkeit, die Intensität oder den Verlauf der Erfahrung zu steuern. Therapeutische Sitzungen bieten hingegen langfristig Werkzeuge, um Krisen abzumildern.

3. Fehlende Diagnose und Behandlung von Grundproblemen

Therapeut:innen diagnostizieren unter strikten Abläufen spezifische psychische Probleme (z. B. Depressionen, Angststörungen) und passen die Behandlung individuell an. Ayahuasca hingegen identifiziert keine eventuellen Krankheitsbilder und behandelt keine spezifischen Symptome oder zugrunde liegenden Ursachen. 

Die Erfahrung kann somit alte Traumata auslösen, von denen man zuvor vielleicht nicht einmal wusste, da sie im Unterbewusstsein verborgen waren, somit kann eine Re-Traumatisierung von einem schweren Ausmaß stattfinden. Eine Therapie bietet hingegen eine klare Diagnostik und langfristige, wissenschaftlich fundierte Strategien zur Verarbeitung und Heilung.

3. Mangel an Integration

Intensive spirituelle Erlebnisse wie die mit Ayahuasca benötigen eine Nachbearbeitung, um sie sinnvoll in den Alltag zu integrieren. Dies geschieht oft nicht, wenn Menschen ohne professionelle Unterstützung zurückbleiben.

Eine therapeutische Beziehung bietet hingegen kontinuierliche Unterstützung und Entwicklung. Ayahuasca ist dagegen eine punktuelle Erfahrung, die ohne langfristige Begleitung selten nachhaltige Veränderungen bewirkt.

5. Gefahren bei psychischen Erkrankungen

Menschen mit psychischen Erkrankungen (z. B. Schizophrenie, Bipolare Störung) können durch Ayahuasca-Einnahme verschlimmerte Symptome oder sogar psychotische Episoden erleben.

Psychotherapeut:innen sind geschult, solche Risiken zu minimieren und bei Bedarf zu intervenieren. Ayahuasca-Zeremonien bieten diese Sicherheit oft nicht.

6. Keine langfristigen Strategien

Therapeutische Ansätze zielen darauf ab, Menschen zu helfen, langfristige und praktische Werkzeuge für den Umgang mit ihren Herausforderungen zu entwickeln.

Ayahuasca bietet keine praktischen Lösungen – es kann Einsichten oder Klarheit bringen, aber keine konkreten Strategien, wie diese im Alltag angewendet werden können.

Keine Abkürzungen bei vielschichtigen psychischen Problemen

Vielschichtige psychische Schwierigkeiten wie Traumata, Depressionen, Angststörungen oder Persönlichkeitsstörungen sind oft tief verwurzelt und erfordern einen langfristigen Heilungsprozess. Dieser Prozess ist komplex und kann nicht durch eine einmalige Erfahrung ersetzt werden. Ayahuasca oder ähnliche Substanzen können in solchen Fällen gefährlich sein, wenn sie ohne professionelle Begleitung oder ausreichendes Verständnis eingesetzt werden. 

Mögliche Risiken bei der Einnahme von Ayahuasca bei vorliegender psychischer Erkrankung sind:

  • Re-Traumatisierung

Eine Ayahuasca-Erfahrung kann unterdrückte Traumata an die Oberfläche bringen, was ohne die nötige therapeutische Unterstützung zu einer Verschlechterung der psychischen Verfassung führen kann.

  • Überforderung des Nervensystems

Menschen mit psychischen Vorerkrankungen können durch die intensive Wirkung von Ayahuasca überfordert werden. Dies kann zu Angstzuständen, Panikattacken oder psychotischen Episoden führen.

  • Integration ist essenziell

Selbst wenn Ayahuasca Einsichten ermöglicht, erfordert die Umsetzung dieser Einsichten oft langfristige therapeutische Arbeit. Ohne professionelle Unterstützung bleibt der Heilungsprozess oft unvollständig.

  • Medizinische Risiken

Menschen in westlichen Ländern nehmen oft Medikamente (z. B. Antidepressiva), die mit Ayahuasca gefährlich interagieren können. Dies kann lebensbedrohliche Folgen haben, wie z. B. ein Serotonin-Syndrom.

Wissenschaftlich fundierte Therapie als Fundament

In westlichen Gesellschaften hat sich die Psychotherapie über Jahrzehnte als effektive Methode zur Behandlung psychischer Probleme bewährt. Ansätze wie tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP) kognitive Verhaltenstherapie (CBT), Schematherapie, EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) oder psychodynamische Therapien sind evidenzbasiert und ermöglichen es, tiefsitzende Probleme systematisch zu bearbeiten.

  • Langfristige Begleitung
    Ein ausgebildeter Therapeut kann die Komplexität psychischer Schwierigkeiten schrittweise angehen und eine individuelle, nachhaltige Heilung ermöglichen.
  • Sicherheit und Stabilität
    Wissenschaftlich fundierte Methoden bieten einen stabilen Rahmen, um emotionale Wunden zu bearbeiten, ohne das Nervensystem zu überfordern.

Ayahuasca und kulturelle Aneignung 

Kulturelle AneignungKulturelle Aneignung bezeichnet die Übernahme kultureller Elemente ohne tiefes Verständnis oder Respekt für ihren Ursprung. Im Fall von Ayahuasca ist dies besonders problematisch, da die Pflanze seit Jahrhunderten in den spirituellen und medizinischen Traditionen indigener Völker des Amazonas verwurzelt ist. In westlichen Ländern wird Ayahuasca jedoch oft losgelöst von diesem Kontext konsumiert – kommerzielle Retreats bieten Zeremonien an, ohne die tiefe spirituelle Bedeutung oder die Rolle indigener Schamanen zu berücksichtigen. 

Dies führt zur Kommerzialisierung einer heiligen Praxis, zur Verzerrung traditionellen Wissens und zu einer Respektlosigkeit gegenüber den indigenen Gemeinschaften, die Ayahuasca als spirituelles Heilmittel bewahren. Zudem verstärkt es bestehende Ungleichheiten, da westliche Konsumenten oft finanziell profitieren, während indigene Gemeinschaften kaum an der Wertschöpfung beteiligt sind. Wer Ayahuasca konsumiert, sollte sich dieser Problematik bewusst sein, sich über die kulturellen Hintergründe informieren und einen respektvollen Umgang mit dieser Tradition pflegen.

Warum Ayahuasca für viele keine Lösung ist

Ayahuasca wird zum Teil als „Heilmittel“ vermarktet, was die Komplexität psychischer Heilung bagatellisiert. Ohne den richtigen Kontext und die nötige Vorsicht kann der Einsatz von Ayahuasca jedoch mehr schaden als nutzen. Die Vorstellung, dass es eine schnelle Lösung für tiefsitzende Probleme gibt, ist nicht nur falsch, sondern auch gefährlich.

Fazit: Ayahuasca ist kein harmloser Trip

Ayahuasca wird oft als „spirituelle Medizin“ oder als Möglichkeit zur Selbsterkenntnis gefeiert. Doch die Realität ist komplexer – und nicht ungefährlich. Die psychedelische Erfahrung kann zwar tiefgreifend sein, aber sie kann auch ernsthafte psychische und körperliche Folgen haben, besonders für Menschen mit psychischen Vorerkrankungen oder genetischer Veranlagung.

Hinzu kommt, dass die  zunehmende Beliebtheit von Ayahuasca im Westen immer im Zusammenhang mit der Verantwortung gesehen werden muss, die Kultur und die Rechte indigener Völker zu respektieren.

Linda
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