Auf der Suche nach dem „Höheren Selbst“ brauchen wir oft ein wenig Geduld. Meditation ist nur ein Weg von vielen. Doch was bedeutet dieser Begriff und wie unterscheidet er sich vom Ego? Der Versuch einer Skizze.
Das Höhere Selbst als menschliches und spirituelles Phänomen, als Teil des Selbstbewusstseins ist ein durchgängiges Thema in unseren Texten auf dieser Website. Um diesen Begriff zu verstehen und mit ihm „arbeiten“ zu können bedarf es einer kurzen Erläuterung, was wir meinen, wenn wir hier vom „Höheren Selbst“ oder „higher self“sprechen.
Zunächst einmal ist es die Präsenz Gottes in uns. Oft vermögen wir im Außen nach etwas nicht Greifbaren zu suchen, was voller Liebe und Vergebung ist. Wir nennen es meist „Gott“ doch in Wahrheit ist das was wir suchen längst in uns. Das Höhere Selbst war schon immer da und wird nach unserem physischen Tod nicht sterben sondern sich neu formieren als energetische Schwingung. Deshalb ist keinerlei Liebe im Außen so wahrhaft zu finden, wie wir es uns wünschen, die Ur-Liebe ist in uns und nur wir selbst können uns so tief lieben, wie wir es uns seid Kindheit an herbeisehnen.
Ego vs. Höheres Selbst
Das Ego ist das Gegenteil des Höheren Selbst. Es hilft uns zwar in dieser materiellen Welt zu existieren, schenkt uns einen Charakter, eine Persönlichkeit, Emotionen etc. aber es ist auch fähig uns von unserem higher self zu entkoppeln und unsere Verbindung zu dieser reinen Energie zu verlieren. Im Yoga gehört das Ego zum „niederen Selbst“ über welches wir uns oft definieren z.B. in Form von Charaktereigenschaften, Kleidungsstil, Vorlieben etc. Das niedere Selbst wird besonders dann stark aktiviert, wenn wir unser Herz verschließen – aufgrund früherer Verletzungen, Ängsten, Egoismus etc. Diese „Blockaden“ hindern uns Kontakt mit dem Höheren Selbst aufzunehmen. Somit ist es wichtig jegliche Emotionen, Ängste und so weiter in liebevoller Annahme zu begegnen, damit sie sich auflösen und den Weg zu unserem Herzen frei machen.
Leben in der Fülle: Höheres Selbst
Laura Malina Seiler beschreibt das „higher self“ als die „erhabenste Version unserer Selbst“, welche sich quasi über unser Ego erhebt hin zu mehr Freude und Fülle im Leben. Denn das Ego zeigt sich immer im Mangeldenken: „Ich bin nicht gut genug“, „Ich kann das nicht“, sind typische Glaubenssätze in diesem Kontext. Das Ego, so Seiler, fragt sich stets: Was kann ich haben? Das „higher self“ hingegen fragt: Was kann ich geben? Darin liegen die beiden prägnantesten Unterschiede. Zudem übernimmt das „higher self“ Verantwortung für das eigene Denken und Handeln und für andere. Das Ego hingegen nimmt die Opfer-Rolle ein.
Höheres Selbst aktivieren
Durch die Dekonstruktion unserer (oft inneren) Sprache, können wir, laut Seiler, unser Höheres Selbst aktivieren. Denn die Ego-Sprache, die sich im Mangeldenken befindet kann von negativen Formulierungen wie: „Ich bin nichts“, „Ich reiche nicht“, hin zu positiven Formulierungen verändert werden – durch niemand anderen als uns selbst! Die Sprache des Höheren Selbst äußert sich in Formulierungen der Liebe und des Mitgefühls, zunächst uns selbst gegenüber, indem wir uns zum Beispiel vergeben, weniger streng mit uns sind und unsere Schattenanteile annehmen. So schlägt Seiler zunächst einen inneren Monolog vor, der von Vertrauen und Liebe uns selbst gegenüber geprägt ist. Dieser ist die Basis für eine liebevollere Sichtweise auf die Welt und öffnet die verschlossene Herzenstür zum Höheren Selbst.
Alles Wissen ist längst in uns vorhanden
Laut Bahar Yilmaz lebt der Mensch zu 80 Prozent aus seinem Ego. Wir beschränken uns oft auf die unmittelbar sinnlich wahrnehmbare Außenwelt doch das higher self ist ein Bewusstseinszustand, der weit darüber hinaus geht. Die Veden nannten es „tat tvam asi“, welches weit über die physische Existenz unseres Dasein hinaus reicht. Beim Meditieren können wir diese innere Weite, um die es hier geht, hin und wieder spüren. Dies einzuüben, bis wir es immer öfter kosten dürfen, ist die erste Möglichkeit in Kontakt mit unserem higher self zu kommen und im Endeffekt in den Kontakt zu uns selbst – unserem Selbstbewusstsein. Wenn wir etwas wunderschönes sehen, zum Beispiel eine Berglandschaft und uns das zutiefst berührt, so heißt es, berühren wir uns eigentlich in diesem Moment nur selbst. Denn diese Rührung ist längst in uns Vorhanden, das Außen aktiviert dieses Vorhandensein nur und bringt es an die Oberfläche unsere Bewusstseins.
Genauso ist es mit der Weisheit, wir tragen sie längst in uns, wenn wir Literatur lesen von Menschen, die bestimmte Weisheitslehren verbalisiert haben z.B. Osho, dann erinnern wir uns eigentlich nur an ein Wissen, das längst in uns angelegt ist.
Im Yoga heißt es, alles was beobachtbar ist, bist Du nicht. Wir sind nicht unsere Kleidung oder unser Auto, wir sind nicht unsere Emotionen oder unser Körper. Wir sind jedoch das Höhere Selbst, welches zu erfassen wir in weiteren Artikeln zu erklären versuchen. Zum Beispiel hier.
4 Gedanken zu „Das Höhere Selbst – Unser unsterbliches Bewusstsein“