Im Folgenden möchte ich einige prägnante Zitate wiedergeben, die mich sehr inspiriert haben! Diese Zitate haben mir geholfen, ein tieferes Verständnis für mein höheres Selbst zu entwickeln. Ich hoffe, dass Du sie auch als bereichernd empfindest! Die meisten der angegebenen Zitate stammen aus dem Buch: „Ramana Maharshi. Gespräche des Weisen vom Berge Arunachala.“ Aber davor möchte ich kurz auf die Biografie von Maharshi eingehen, weil sie sehr viel über die Erkenntnis des höheren Selbst erzählt.
Wer war Ramana Maharshi?
Ramana Maharshi wurde 1879 in Indien geboren. Er lebte in einer relativ wohlhabenden Familie und besuchte in Madurai die amerikanische Missions-Oberschule.
Mit 16 Jahren machte Maharshi eine Erfahrung, die ihn für sein ganzes Leben prägen sollte. Maharshi saß über seinen Hausaufgaben. Er war ein gesunder, aufmerksamer Junge, und ihm war bis dahin nichts Ungewöhnliches widerfahren. Als er aber nun über seinen Hausaufgaben saß, überfiel ihn aus dem Nichts eine mächtige Todesangst. Er hatte das Gefühl, dass er nun sterben müsse. Diese Angst hat er als sehr real und nahezu greifbar erlebt. Sie war so tief, dass er fühlte, dass es keinen Ausweg gibt. Er konnte nicht davor weglaufen. Was machte er also?
Durch den Tod hindurch
Einer Intuition folgend, legte er sich hin und schloss seine Augen. Er war sich sicher, dass er sterben müsse. Für ihn war das in diesem Augenblick nicht bloß ein rationaler Gedankengang, sondern es war eine tiefgreifende Transformation. Maharshi lag da und fragte sich: Was stirbt jetzt? Er hatte die Gewissheit, dass er seinen Körper hinter sich lassen müsse. Dieser würde beerdigt oder verbrannt werden. All seine Gedanken und Gefühle, die er sich bis dahin gemacht hatte, erschienen ihm klein und nichtig. Auch sie würde er hinter sich lassen müssen. Doch was blieb übrig?
Maharshi machte die Erfahrung, dass etwas übrig blieb, was man als reines Ich-Bin bezeichnen könnte. Er verweilte in einem Bewusstseinszustand, der weder von Geburt noch vom Tod berührt wird, sondern der universal und ewig ist. Er hatte die tiefgehende Einsicht, dass das höhere Selbst und das Ich in Wirklichkeit eins sind und dass die Trennung von Subjekt und Objekt in seinem wahren Selbst nicht mehr existieren. Das ist eine Beschreibung, die an die Erfahrung, die Maharshi machte, nicht herankommt, da sie jenseits aller Worte liegt.
Die Wandlung zum Guru
Das Besondere an seiner Erfahrung war, dass sie bei ihm dauerhaft blieb. In den darauffolgenden Wochen nahm er kaum noch Anteil an dem, was um ihn herum geschah. Immer wieder versank er in tiefe Meditation, in welcher er in seinem höheren Selbst ruhte. Diese Wandlung besorgte die Familie, sodass Maharshi beschloss, auszuziehen. Er hinterließ einen Zettel, auf dem stand, dass sich die Familie keine Sorgen machen solle. Er wanderte zum Arunachala-Tempel in Südindien und entledigte sich seines Geldes und seiner Kleider (bis auf ein Lendentuch). Weil er ungestört sein wollte, zog er sich in einen fensterlosen Keller zurück und versank dort über mehrere Wochen in tiefe Meditation.
Dort setzte ihm das Ungeziefer derart zu, dass er in einen sehr verwahrlosten und gesundheitlich bedenklichen Zustand geriet. Zwei Yogis im Tempel erkannten sein Potenzial und da sie besorgt waren, brachten ihn an einen anderen Ort. Seitdem lebte Maharshi an verschiedenen Orten in der Nähe des Tempels und später in den Höhlen des Berges Arunachalas. Er begann die alten, heiligen Schriften zu lesen und erkannte, dass dort beschrieben stand was er erfahren hatte. Bald wurde er aufgrund seiner friedvollen Ausstrahlung bekannt und Pilger und Wandernde suchten ihn auf. Er führte viele Gespräche. Viele besuchten ihn regelmäßig, einige blieben für längere Zeit oder für immer bei ihm.
Indische Weisheitslehren
Bevor wir zu den Zitaten kommen, in denen Maharshi erstaunlich prägnant erklärt, was das höhere Selbst ist, möchte ich ganz kurz auf einen Grundbegriff in der klassisch-indischen Philosophie eingehen. Damit soll verständlich werden, was es mit dem Begriff „Selbst“ auf sich hat. Das absolute Selbst wird in der indischen Philosophie als „Atman“ bezeichnet, und wird häufig auch als „Seele“ übersetzt. Tatsächlich meint Atman aber die unzerstörbare Essenz des Geistes. Ursprünglich bedeutet das Wort soviel wie Lebenshauch oder Atem. Zwischen dem deutschen Wort „Atem“ oder „Atmen“ und „Atman“ ist die Verwandtschaft offensichtlich. Wenn Maharshi also vom Selbst spricht, meint er dieses absolute Selbst.
Die hier wiedergegebenen Gespräche und Zitate werden Dir helfen, Dir Deines wahren Selbst bewusst zu werden! Im folgenden Zitat beschreibt Maharshi die Vorgehensweise, wie man sein höheres Selbst finden kann:
Frage: Wer bin ich? Wie kann man das herausfinden?
Maharshi: Richten Sie die Frage an sich selbst! Der Körper und seine Funktionen sind nicht Ich. Gehen Sie tiefer in sich hinein, der Geist und seine Funktionen sind nicht Ich.
Der nächste Schritt stellt einen vor die Frage: Woher steigen diese Gedanken auf? Sie entstehen unwillkürlich und sind oberflächlich oder analysierend. Ihr Tätigkeitsbereich ist im Verstand. Wer ist es, der sich ihrer bewusst ist? — Das Vorhandensein von Gedanken, ihre klaren Begriffe und ihre Wirkungen zeigen sich der Einzelpersönlichkeit. Die Analyse führt also zu der Schlussfolgerung, dass das Sondersein der Person sich als notwendig für das Vorhandensein von Gedanken und deren Folgerungen erweist. Dieses Sondersein ist das, was gewöhnlich mit ‚ich‘ bezeichnet wird, das Verstandeswesen. Aber auch dieses ist nur eine Hülle, nicht das wahre Ich.
Forscht man weiter, dann stellen sich die Fragen: „Wer ist dieses ‚ich‘? Woher steigt es auf?“ — Im Schlaf war es sich seiner nicht bewusst. Mit seinem Auftauchen wechselt der Tiefschlaf in Traum oder Erwachen hinüber. In diesem Augenblick träume ich jedoch nicht. Wer bin ‚ich‘ jetzt, im Wachzustand?
Wenn ‚ich‘ im Schlaf meinen Ursprung habe, dann war ‚ich‘ darin jedenfalls von Nichtwissen verhüllt, denn ich war mir ja meiner nicht bewusst. Solch ein nichtwissendes ‚ich‘ kann nicht das sein, von dem die heiligen Schriften künden und das die Weisen bestätigen. Mein wahres Ich muss auch jenseits des Schlafes noch da sein; Ich muss gegenwärtig sein und auch das, was ich die ganze Zeit im Schlaf und Traum war, unbeeinflusst von den Besonderheiten all dieser Zustände. Ich muss daher das uneingeschränkte Substrat, die Grundlage sein, auf der alle drei Zustände beruhen. Das, was zurückbleibt, nachdem alles verworfen wurde, was Nicht-Ich ist, ist das Selbst, sat-chit-ananda (Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit).
Was ist das höhere Selbst?
Maharshi legte immer wieder nahe, sich die grundlegende Frage: „Wer bin ich?“ zu stellen, um zu erforschen, was das höhere Selbst ist. Zunächst ist das höhere Selbst nicht der Körper, denn der Körper ist beschränkt und umfasst nicht die Gefühle und Gedanken. Wenn das anders wäre, würde jemand, dem zum Beispiel ein Arm amputiert worden ist, ein kleineres Selbst haben, was absurd ist. Auch Gedanken oder Gefühle können nicht das wahre Selbst sein. Wenn sie es wären, stellte sich die Frage, wer diese Gedanken und Gefühle erlebt oder woher sie kommen. Diese werden vom ‚ich‘, also dem Ego, erlebt, aber ist das ‚ich‘ das unzerstörbare Selbst? Wo ist es dann im Tiefschlaf? Dort verschwindet es einfach. Das höhere Selbst muss daher etwas sein, dass alle drei Zustände (Tiefschlaf, Träumen und Wachen) umfasst.
Das höhere Selbst ist demnach reines Bewusstsein:
Maharshi: Das Selbst ist jenseits von Wissen und Nichtwissen. Es ist absolut. Bei Ihm gibt es keine Zweifel oder Fragen, denn es ist Reines Bewusstsein, dem kein Nichtwissen anhaftet.
Frage: Von unserm Standpunkt aus aber tauchen sie auf.
M: Entdecken Sie, wem die Zweifel kommen. Gehen Sie bis zu deren Wurzeln. Sehen Sie zu, ob sie auch noch auftauchen, wenn Sie die Quelle erreicht haben und dort verbleiben.
Fr: Aber im gegenwärtigen Moment …
M: Solche Diskussionen sind rein theoretisch und nehmen kein Ende. Es geht um die Praxis und den Versuch, die Probleme selbst zu lösen durch die Methode, die einem gezeigt worden ist. Sie kennen die Methode. Finden Sie heraus, wem die Fragen kommen. Dann lösen sie sich sofort auf.
Die Verwirklichung ist schon da. Der von Gedanken freie Zustand ist bereits der wahre Zustand. Verwirklichung ist keine Handlung, die vollzogen werden müsste. Gibt es überhaupt jemanden, der seines Selbst nicht gewahr ist? Gibt es jemanden, der seine eigene Existenz verneint? Wenn man von „Verwirklichung“ spricht, dann schließt das notgedrungen zwei Selbste ein, das eine, das verwirklicht, und das andere das verwirklicht werden soll. Man versucht, etwas zu verwirklichen, was bislang noch nicht verwirklicht ist. Wie ist es überhaupt möglich, dass wir unser selbst nicht erkennen, nachdem wie doch unser Dasein für selbstverständlich halten?
Das reine Bewusstsein ist schon da
Das höhere Selbst existiert. In diesem Augenblick! Und in jedem anderen auch. Ohne das reine Bewusstsein wären wir uns weder der Außenwelt, noch unseres Körpers, noch unserer Gedanken und Gefühle, noch unseres Egos oder darüber bewusst, dass wir gerade wach sind. Ohne das reine Bewusstsein würden all diese Dinge für uns gar nicht existieren. In diesem Sinne gibt es nichts zu erreichen. Es gilt einzig, den Schleier beiseite zu schieben. Dieser Schleier besteht aus den Identifikationen mit Körper, Seele und Geist. Unser höheres Selbst geht über diese drei Dinge noch hinaus und vereinigt alle drei!
Frage: Wir wissen, dass sich das Selbst jenseits des ‚ich‘-Gedankens befindet, aber unser Wissen ist nur theoretisch. Wir haben das nicht erfahren. Welche praktischen Möglichkeiten gibt es für uns, das Selbst zu verwirklichen?
Maharshi: Verwirklichung ist nichts, was neu erworben werden müsste. Sie ist bereits da. Alles, was nottut, ist, den Gedanken loszuwerden, dass Sie nicht verwirklicht seien.
Fr: Dann braucht man es gar nicht zu versuchen.
M: Nein. Stille im Geist, innerer Friede ist bereits Verwirklichung. Es gibt keinen Augenblick, in dem das Selbst nicht existierte. Solange sich Zweifel melden, muss man versuchen, sie loszuwerden. Sie sind die Folge der Identifizierung des Selbst mit dem Nicht-Selbst. Verschwindet das Nicht-Selbst, bleibt das Selbst allein zurück. Um irgendwo Raum zu schaffen, genügt es, Gegenstände, die im Wege stehen, zu entfernen. Es ist nicht nötig, neuen Raum hinzuzufügen.
Warum erkennen wir das höhere Selbst nicht?
Wenn das höhere Selbst nach Maharshi immer existiert und die eigentliche Realität darstellt, warum fühlen wir uns dann so oft getrennt davon? Viele Menschen haben eine große Sehnsucht nach Glück, aber warum erreichen so wenige Menschen dauerhaftes Glück? Dazu Maharshi:
Frage: Dhyana (Sammlung oder Meditation) bereitet mehr Freude als sinnliche Genüsse. Und doch läuft der Geist hinter diesen her, statt die wahre Freude zu suchen. Wie kommt das?
Maharshi: Freude und Schmerz sind Aspekte, die nur den Geist betreffen. Unser wahres Wesen ist Glück. Aber wir haben das Selbst vergessen und bilden uns ein, Körper oder Geist wären das Selbst. Es ist diese irrige Identifizierung, die das Elend verursacht. Was kann man dagegen machen? Dieses vasana (Neigung oder Gewohnheit) ist sehr alt und hat zahllose Geburten überdauert. Daher ist es so stark geworden. Es muss zuerst überwunden werden, bevor unser wahres Wesen — Glückseligkeit — sich durchsetzen kann.
Das Glück liegt nah
Unsere Gedanken haben mit der den Verstand übersteigenden Realität nichts zu tun. Da wir uns mit unseren Gedanken identifizieren, nehmen wir die eigentliche Realität nicht wahr. Dennoch sollten wir unsere Erwartungen an diese eigentliche Realität nicht zu hoch stellen. Denn diese war schon immer da und wird immer da sein. Meditation ist ein hilfreiches Werkzeug, um dies zu erkennen. Abschließend noch einmal drei prägnante Zitate von Maharshi, die Dir vor Augen führen, dass Dein wahres Selbst nur darauf wartet, sich seiner selbst gewahr zu werden:
„Die Menschen möchten das Selbst als etwas Neues sehen. Aber es ist ewig und gleichbleibend. Sie wollen es als strahlendes Licht oder so etwas sehen. Wie wäre das möglich! Es ist weder Licht noch Finsternis. Es ist nur, was es ist, und kann nicht definiert werden. Die beste Definition ist «Ich bin, der ich bin».“
„So ist das Selbst die einzige Wirklichkeit; sie durchdringt und umhüllt die ganze Welt. Wenn es keine Dualität mehr gibt, tauchen auch keine Gedanken mehr auf, die Ihren Frieden stören könnten. Das nennt man Verwirklichung des Selbst. Das Selbst ist ewig, und es ist tatsächlich immer verwirklicht.“
„Es gibt kein Ziel zu erreichen, nichts, was erlangt werden muß. Sie sind das Selbst. Sie existieren immer. Über das Selbst kann nicht mehr ausgesagt werden als: es existiert. Gott oder das Selbst zu sehen ist nur, Sie selbst zu sein.“
Zur Meditation: da erscheinen so Gedanken wie: tu, was du nicht lassen kannst, du hast eh keine Wahl. Oder: wer ist es denn, der Meditation als Hilfsmittel und für welches Ziel benutzen möchte?
Ramana Maharschi sagte auch: „Meditire nicht, sei! Denk nicht, dass du bist, sei! Denk nicht ans Sein- du bist!“
Danke für Deinen wertvollen Beitrag!
Hallo Linda,
Danke für deine Rückmeldung.
Da erscheinen die Worte von Ramesh: “ Das Komische daran ( der Suche. Anm. von mir) ist, dass ausser Bewusstsein nichts existiert und folglich das Bewusstsein selbst das ist, was es als seinen Ursprung sucht. Die Suche geht weiter, bis es zu einem tiefen Gewahrweden kommt, dass das Bewusstsein eben dieses „Ich“-Gewahsein ist, das seiner selbst nicht gewahr sein kann, weil das Gewahrsein kein Ich kennt, dessen es gewahr sein könnte. Aufgespalten in ein erkennenden Subjekt und ein erkanntes Objekt erkennt es alle begrifflich erfassbaren Dinge, nur eben das nicht, was erkennt.Das Erkennende ist nicht erfassbar, da es kein Ding ist; und es ist kein Ding, da es nicht erfassbar ist.“ ( Ramesh Balsekar “ Kein Weg, Kein Ziel, Nur Einheit)